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Lockdown für alle ist jetzt das falsche Signal
„Ein erneuter Lockdown für alle hätte fatale Auswirkungen“, betonen WKV-Präsident Hans Peter Metzler, Handels-Spartenobfrau Carina Pollhammer und Tourismus-Spartenobmann Markus Kegele. Vorarlbergs Wirtschaft fordert die Fortführung der bewährten Hilfe und ein Ende des Chaos im politischen Krisenmanagement.
„Wir befinden uns ja schon in einem Lockdown, einem für Ungeimpfte. Ein Lockdown für alle wäre jetzt ein völliges falsches Zeichen und hätte große Auswirkungen auf unsere Branche“, kritisiert Spartenobmann Markus Kegele das Chaos im Krisenmanagement der Bundesregierung. Seit Monaten sei man die sicherste Branche. „Wir haben uns auf 2G geeinigt, auch beim Skifahren, und brauchen unbedingt eine bessere Kommunikation, sprich klare Botschaften, die uns als Unternehmen endlich eine Planungssicherheit gibt. Nämlich sicheres Aufsperren mit Hilfen. Alles andere führt beim Gast und den Mitarbeitenden zu weiteren Irritationen. Es wäre fatal, jetzt die Lust auf den Winterurlaub zu zerstören“, erteilt Markus Kegele einem Lockdown eine klare Absage.

Auch Carina Pollhammer, Spartenobfrau im Handel, lehnt einen erneuten Lockdown ab. „Der Handel hat bisher unter den vergangenen behördlichen Schließungen sehr gelitten. Ein erneuter Lockdown hätte massive Einbußen zur Folge, zumal das so wichtige Weihnachtsgeschäft vor der Tür steht“. Der Handel benötige dringende Hilfe von der öffentlichen Hand, denn der Lockdown für Ungeimpfte zeige erste Umsatzrückgänge.

WKV-Präsident Hans Peter Metzler ergänzt: „Die Wirtschaft in Vorarlberg hat schon im Rahmen der Modellregion gezeigt, wie es gehen kann. Es gilt, die Ansteckungen im privaten Bereich zu minimieren und nicht die Betriebe durch einen weiteren Lockdown zu bestrafen. Damit wir sicher durch den herausfordernden Winter kommen, braucht es jetzt klare und transparente Entscheidungen von Seiten der Politik. Und was es ebenfalls dringend braucht: Noch mehr positive Anreize für die Impfung, eine zielgruppenspezifische Werbung für das Impfen und die Beibehaltung der 3G-Regelung am Arbeitsplatz – bis das PCR-Testangebot flächendeckend, niederschwellig und hochwertig ausgebaut ist.“
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Gleichzeitig richtet er im Namen der Wirtschaft einen klaren Appell an die Bevölkerung: „Impfen schützt nicht nur die Gesundheit jedes Einzelnen, sondern ist ein wichtiger solidarischer Beitrag, um unsere Betriebe und damit auch unsere Arbeitsplätze zu erhalten. Eine höhere Impfbereitschaft ist die Basis dafür, dass wir es alle gemeinsam durch diese schwierige Zeit schaffen.“
Die aktuelle Entwicklung der Corona-Lage bzw. die von der Politik getroffenen Maßnahmen treffen auch den heimischen Tourismus mit voller Wucht. Aufgrund dieser dramatischen Lage fordert Spartenobmann Markus Kegele eine rasche Hilfestellung durch die Politik, um den in ihrer Existenz bedrohten Betrieben unter die Arme zu greifen: „Wir fordern eine Wiederaufnahme des Umsatzersatzes sowie die Weiterführung des gesenkten Umsatzsteuersatzes von fünf Prozent bis zum Ende der Wintersaison“. Zudem müsse es für jene Betriebe, die Mitarbeitende freistellen bzw. ganz schließen müssen, eine Überarbeitung der Kurzarbeitsregelung samt 100-prozentiger Gehaltsentschädigung bei entsprechenden Umsatzeinbußen geben. Vielen Betrieben sei es nicht möglich, Mitarbeiter:innen überhaupt anzustellen, da sie auf Grund der betriebswirtschaftlichen Unsicherheit nicht einmal die verbleibenden Mitarbeiterkosten zahlen können. „Das geht an die Unternehmenssubstanz. Eine bereits massiv gebeutelte Branche wird langfristig geschädigt und leider ist eine weitere Mitarbeiterabwanderung damit aktuell schon Fakt.“
Vielzahl an Umbuchungen in andere Länder
Zudem sei Verunsicherung der Gäste bereits massiv. Auch der Ausblick in Richtung Einreiseverordnung (6.12.2021) bedeute nichts Gutes. „Hier warten einige Gäste mit Buchungen noch ab. Sollte die Einreiseverordnung so kommen, wie kolportiert, gehen wir davon aus, dass wir auch bei Erwachsenen-Gästen aus Deutschland, Schweiz und Niederlande eine Stornowelle zu verzeichnen haben werden. All jene, die noch nicht gebucht haben und noch abwarten, werden wir damit vermutlich vergraulen“, betont der Tourismus-Spartenobmann.
Dass zudem die Quarantäne für Kinder bei Einreise aus Österreich bleibt, ist ein weiterer herber Schlag für die Branche. Kegele: „Die Lage wird immer dramatischer. Hier geht es leider nicht mehr nur um die notwendige Corona-Sicherheit im Betrieb, die der heimische Tourismus ohnedies immer vorbildlich geleistet hat. Jetzt geht es um die Existenz eines ganzen Wirtschaftszweiges mit tausenden Betrieben und Beschäftigten. Diese Dramatik muss in der Politik rasch ankommen, die nötigen Maßnahmen umgehend in die Wege geleitet werden.“
Stornowelle geht weiter
Die aktuelle Situation führt zu einer massiven Stornowelle in der Vorarlberger Tourismuswirtschaft: Eine aktuelle Blitzumfrage unter Vorarlbergs Hoteliers und Gastronomen hat ergeben, dass 87 Prozent der Gastronomiebetriebe und 78 Prozent in der Hotellerie von Stornierungen betroffen sind. Rund 500 Tourismusbetriebe haben sich an der Umfrage beteiligt. Den durchschnittlichen Schaden beziffern die Gastrobetriebe mit rund 25.000 Euro, die Hotels durchschnittlich bereits mit etwa 45.000 Euro. Hochgerechnet auf alle Betriebe (1.400 in der Gastronomie und 940 in der Hotellerie) ergibt das ein aktuelle Schadenssumme von über 63 Millionen Euro. Etwa 92 Prozent der Betriebe verzeichnen Stornos im Bereich „gesellschaftliche Feiern“ (Weihnachtsfeiern, Taufen, etc.), 50 Prozent im Bereich „Geschäftsessen“ und ca. 20 Prozent bei Seminaren (Mehrfachantworten waren möglich).