

Lehre: Aufwärtstrend spürbar
Corona hat sich spürbar auf die Anzahl der Lehrlinge im Land ausgewirkt, die Zahl der Lehrvertragsanmeldungen (Stand Juni 2021) zeigt aber einen Aufwärtstrend.
Die Pandemie-bedingten Lockdowns und der damit verbundene Wegfall der Schnuppertage oder diverser anderer Orientierungsmöglichkeiten (Lehrlingsmessen etc.) haben sich spürbar auf die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr ausgewirkt. Die Folge ist ein Minus von 6,4 Prozent (1828 Lehrlinge, Stand Juni 2021) im Vergleich mit 2020 (1952 Lehrlinge). Mit 6389 Lehrlingen insgesamt gibt es mit Juni 2021 um 140 weniger als im Vorjahr, das ist ein Minus von 2,1 Prozent. In den Betrieben hat die Corona-Krise zudem die Unsicherheit verstärkt, was zu einer erhöhten Vorsicht bei der Aufnahme von Lehrlingen geführt hat. „Die für die Jugendlichen gerade während der Phase der Berufsfindung wichtige Unterstützungsstruktur hat stark unter der Pandemie gelitten. Auch die persönliche Begegnung zwischen den Jugendlichen und den Ausbildungsbetrieben hat zu wenig stattgefunden. Gerade Jugendlichen mit eher schlechteren schulischen Leistungen, die sich beworben, aber vom Zeugnis her wenig Chancen hatten, fehlte der persönliche Kontakt übers Schnuppern als zweite Chance zu den Betrieben“, analysiert Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny und führt aus: „Oft geben Unternehmen Jugendlichen nach der persönlichen Begegnung dann doch die Möglichkeit, die Lehre zu beginnen. Diese Chance hat vielfach gefehlt.“
Umso erfreulicher ist daher die Zahl der Lehrvertragsanmeldungen, die mit 1700 Anmeldung fast das Niveau vor der Krise erreicht, 2019 waren es 1782. Im Vergleich mit dem Vorjahr konnte eine deutliche Steigerung erzielt werden, 2020 gab es mit Ende Juni 1377 Anmeldungen, das heißt um 323 weniger. „Mit dem Hochfahren der Wirtschaft und dem Ende der Lockdowns konnten wieder vermehrt Schnuppermöglichkeiten angeboten werden“, erklärt Christoph Jenny: „Die Unterstützungsmaßnahmen greifen wieder. Das Zusammenspannen von Ausbildungsberater und Jugendcoaching hat sich zeitverzögert wieder bewährt."
Offene Lehrstellen, Lehrstellensuchende und Ausbildungsbetriebe
Gemäß des Arbeitsmarktservice Vorarlberg (AMS) sind aktuell 198 Lehrstellensuchende in Vorarlberg registriert, das sind um 53,6 Prozent weniger als zum Vorjahreszeitraum. Offene Lehrstellen, exklusive jener Plätze, die erst mit September verfügbar sind, gibt es derzeit 369, das sind um 48,2 Prozent mehr als zum Vorjahreszeitraum. Gemäß der Lehrstellenbörse (Verein Lehre in Vorarlberg) sind inklusive der Lehrstellen, die ab September verfügbar sind, 1.002 Lehrstellen offen. Gerade im Tourismus und in der Industrie gibt es nach wie vor offene Lehrstellen. In Vorarlberg werden die meisten Lehrlinge im Gewerbe und Handwerk ausgebildet (ca. 45 Prozent aller Lehrlinge), gefolgt von der Industrie (etwa 23 Prozent) und dem Handel (ca. 11,5 Prozent).
„Die Lehre ist ein chancenreicher Ausbildungsweg, den es weiterhin als solchen bei den Jugendlichen und Eltern im Land zu positionieren gilt“, betont WKV-Direktor Christoph Jenny: „Die Corona-Pandemie hat zwar ihre Spuren am Lehrstellenmarkt hinterlassen, positiv ist aber die weiterhin große Motivation der Betriebe zur Lehrlingsausbildung. Die Zahl der Ausbildungsbetriebe lag in Vorarlberg 2020 – trotz der Pandemie - mit 1.815 in etwa auf dem Niveau von 2019.
Lehrberufe mit Zukunft
Die Lehrberufe mit den größten Chancen am Arbeitsmarkt sind weiterhin technische Berufe. Bei den weiblichen Lehrlingen konzentriert sich die Ausbildung immer noch auf einige wenige Lehrberufe; fast die Hälfte aller weiblichen Lehrlinge werden in vier Lehrberufen (Einzelhandelskauffrau, Friseurin/Stylistin, Bürokauffrau und seit ein paar Jahren Metalltechnikerin) ausgebildet. „Erfreulich ist aber, dass 22 Prozent der eingestellten Lehrlinge in der Vorarlberger Industrie junge Frauen sind. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr“, sagt Christoph Jenny und betont: „Derzeit findet jede/jeder, die/der für eine Lehre geeignet ist, eine Lehrstelle. Fachkräfte werden aktuell überall in der Vorarlberger Wirtschaft gesucht, wichtig ist aber dennoch den Lehrberuf nach Neigung und Eignung zu wählen.“