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„Je mehr Patente eine Region hat...“
WISTO-Geschäftsführer Jimmy Heinzl über die Bedeutung von Patentanmeldungen für den Wirtschaftsstandort – und inwiefern diese Gradmesser für die Innovationskraft einer Region sind.
Österreich liegt bei den Patentanmeldungen global auf Platz sieben: Wie sieht es in Vorarlberg aus?
Obwohl bei den Patentanmeldungen in Vorarlberg im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Minus zu verzeichnen ist, liegt die Region im Bundesländervergleich - gemessen an den Einwohnern - nach wie vor mit Abstand an erster Stelle. Während die Innovationsquote (Patente je 100.000 Einwohner) in Österreich im Jahr 2020 bei 25,8* Prozent lag, lag diese in Vorarlberg bei 53,6* Prozent, also mehr als doppelt so hoch. Auch europaweit zeigt Vorarlberg gute Voraussetzungen für Innovationen mit einem Top 20-Platz unter den innovativsten Regionen Europas.
In welchen Bereichen werden die meisten Patente angemeldet?
Im Jahr 2020 wurden - trotz eines Rückgangs von rund 25* Prozent - die meisten Patente in Österreich im Segment „Elektrische Maschinen, Geräte und Energie“ angemeldet. Das inkludiert auch Patente im Bereich Klimatechnologien. Dieses Segment ist gefolgt von den Bereichen „Hoch- und Tiefbau“ sowie „Transport“. Heruntergebrochen auf Vorarlberg haben wir dazu noch keine aktuellen Zahlen, aber mit Tridonic und Julius Blum haben wir in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Elektronik und Mechatronik gleich zwei Vorarlberger Unternehmen unter den Top 5 mit den meisten Patentanmeldungen in ganz Österreich. Dies deckt sich mit den Forschungsschwerpunkten der letzten Jahre.
Ist durch die Krise ein Trend erkennbar? Inwiefern sind Krisen Innovations- bzw. „Patenttreiber“?
Im Zuge der Corona-Krise ist bei Patentanmeldungen österreichischer Unternehmen vor allem ein sprunghafter Anstieg im Bereich Arzneimittel zu verzeichnen: Die Anmeldungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 93,6* Prozent fast verdoppelt. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind ein wesentlicher Faktor, um den Weg aus der Krise zu meistern. Deshalb sehen wir gerade in Zeiten einer Krise in der Regel Spitzenwerte bei Innova-
tions- und Forschungsprojekten. Inwieweit sich die Krise langfristig auf die Patente auswirkt, ist allerdings schwer einzuschätzen.
Sind Patente ein Gradmesser für Innovationsstärke?
Bei der Prüfung und Erteilung eines Patents ist Neuheit ein wesentliches Kriterium. Ein Patent wird nur dann erteilt, wenn durch seinen Inhalt der weltweite Stand der Technik weiterentwickelt wird. Das bedeutet, dass nur wirklich neue Dinge patentiert werden können. Aus diesem Grund werden Patente häufig als Innovationsindikator verwendet: Je mehr Patente eine Region hat, desto mehr Neuheiten wurden geschaffen und desto innovativer ist die Region. Innovationen wiederum sind notwendig für die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Wirtschaftsstandortes.
Was braucht es, damit mehr Unternehmen mehr Patente anmelden?
Um mehr Patente anzumelden braucht es in erster Linie ein Bewusstsein seitens der Unternehmen für die Wichtigkeit des Schutzes von geistigem Eigentum. Darüber hinaus ist auch ein besseres Verständnis der damit verbundenen Geschäftsmodelle notwendig: Ich kann beispielsweise einen Teil des Patents auch Dritten, die gar nicht in meiner Branche tätig sind, lizensieren und somit zusätzliche Einnahmen generieren. Und natürlich braucht es auf Unternehmensseite auch das entsprechende Know-how. Da setzen wir als Wirtschaftsstandortgesellschaft an, um das Bewusstsein bei den heimischen Unternehmen zu stärken und diese beim Schutz ihrer Innovationen und Geschäftsideen von Beginn an zu beraten und aktiv zu unterstützen.
Reagiert die Politik richtig in Sachen zusätzliche Anreize?
Meines Erachtens ja: Die Innovations- und F&E-Förderungen bewegen sich auf konstant hohem Niveau. Um gerade in der jetzigen Phase der Krise Anreize für Unternehmensinvestitionen zu schaffen, bieten die Fördergeber zusätzlich neue und vereinfachte Förderinstrumente an. Diese Systeme sind gut dotiert und wirtschaftlich attraktiv. Darüber hinaus werden seitens der Politik auch die regionalen Forschungsstandorte inhaltlich ständig weiterentwickelt und strukturell ausgebaut.
*Quelle: Europäisches Patentamt
Vielen Dank für das Interview!